Zahnvorsorge für Kleinkinder

Wenn Eltern sich frühzeitig um die Mundgesundheit ihrer Kinder kümmern, können sie sich und ihren Sprösslingen viele spätere Probleme ersparen. Bereits in der Schwangerschaft kann die Mutter durch ausgewogene, gesunde Ernährung mit genügend Calcium für eine gute Zahnentwicklung sorgen.

Nach der Geburt gibt es viele neue Dinge, die die Eltern beachten und bewältigen müssen. Die Erhaltung der Mundgesundheit ist dabei nur ein kleiner Aspekt. Aber mit relativ wenig Aufwand können die Eltern für eine gute Zahn- und Kieferentwicklung sorgen.

Schon nach dem Durchbruch der ersten Milchzähne kann man den Kleinkindern Apfel- oder Möhrenstückchen o.ä. geben, um sie an das Kauen zu gewöhnen. Eine gute Beanspruchung der Kaumuskeln bewirkt eine gesunde Entwicklung der Kieferknochen, so dass dadurch oft eine spätere kieferorthopädische Behandlung unnötig wird.

Das größte Problem für Kinderzähne ist bekanntlich Karies, die durch das Zusammentreffen von Kariesbakterien mit Zucker entsteht. Daher zielen Kariesvorsorge-Maßnahmen darauf ab, Kariesbakterien und Zucker in der Mundhöhle zu verringern. Von vorneherein kann man verhindern, dass sich Kariesbakterien überhaupt im Mund der Kinder ansiedeln. Die Zusammensetzung der bakteriellen Mundflora etabliert sich etwa zwischen dem 18. und dem 30. Lebensmonat, also um den zweiten Geburtstag herum. In dieser Zeit sollten Eltern darauf achten, dass das Kind keinen Kontakt zu kariesaktivem Speichel hat. Man sollte also auf das Ablecken von Schnullern, das gemeinsame Benutzen desselben Essbestecks o.ä. verzichten.

Wenn erst einmal ein Kariesloch entstanden ist, ist es schwieriger, neue Karies an anderen Zähnen zu verhindern. Auch die später durchbrechenden bleibenden Zähne sind dann anfälliger für Karies. Daher ist gerade bei Milchzähnen die Gesundheitsvorsorge wichtiger, als in anderen Bereichen.

Mit dem Zähneputzen sollte man schon bei den ersten Milchzähnen beginnen. Anfangs genügt es, die kleinen Schneidezähne mit einem Lappen oder Tuch abzuwischen. Spätestens, wenn etwa nach dem ersten Geburtstag hinter den Eckzähnen die Backenzähne durchbrechen, sollte man jeden Morgen und jeden Abend mit einer Kinderzahnbürste putzen. Dazu eine kleine, etwa reiskorngroße Menge Kinderzahnpasta (mit 500 ppm Fluorid). Zunächst putzen die Eltern die Kinderzähne. Ab dem 2. Geburtstag etwas mehr Zahnpasta verwenden, eine erbsengroße Menge.

Sobald die Kinder möchten, können sie selbst die Bürste führen. Aber es wird noch bis ins Schulkindalter notwendig sein, dass die Eltern die schwieriger zu erreichenden Stellen nachputzen.

Die Putztechnik ist in den ersten Lebensjahren eher anspruchslos. Wichtiger ist, dass überhaupt regelmäßig geputzt wird. Es genügt ein ein- bis eineinhalbminütiges Bürsten der Außen-, Innen- und Kauflächen sowie der Innen und Außenseiten der Frontzähne. Sobald die Kinder den Mund ausspülen und ausspucken können, kann normale fluoridhaltige Zahnpasta verwendet werden. Das Hinunterschlucken von zu viel Fluorid soll vermieden werden, weil vom Magen bzw. Darm aufgenommenes Fluorid eher schädlich wirkt. Z.B. kann es kalkig-weiße Flecken auf den bleibenden Zähnen vervorrufen. Aus diesem Grund raten Zahnärzte von der Gabe von Fluoridtabletten ab! Fluorid ist sehr hilfreich und sehr wichtig, aber nur, wenn es direkt auf den Zähnen einwirken kann. Nur im Kleinkindalter, während die bleibenden Zähne im Knochen gebildet werden, ist Fluorid, das vom Körper aufgenommen wird, von Vorteil. Anstelle von Tabletten wird die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz in der Küche empfohlen. 

Oft gibt es Probleme beim Zähneputzen der Kinder, weil die Kleinen das Hantieren mit einer Bürste in ihrem Mund oder den Geschmack der Zahnpasta nicht mögen. Hier hilft es, frühzeitig mit spielerischem, nicht zu langem Zähneputzen anzufangen. Viele Eltern haben dadurch Erfolg, dass sie den Kindern ein gutes Vorbild sind und zeigen, dass sie selbst sich regelmäßig die Zähne putzen und dass es ihnen selbst wichtig ist. Oft hilft auch die Etablierung eines allabendlichen gemeinsamen Putzrituals, vielleicht verbunden mit einem Zahnputz-Lied oder -Spruch. Neu sind Zahnputz-Apps auf dem Smartphone, mit denen Kinder zum Putzen motiviert und angeleitet werden.

Allgemein bekannt ist, dass gerade bei Kleinkindern der Konsum von Zucker und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln Karies hervorrufen kann, weil die Milchzähne besonders empfindlich und anfällig sind. Es kommt vor allem auf die Häufigkeit und auf die Dauer der Zuckerzufuhr an. Daher ist es in Ordnung, die Kinder z.B. ein Mal am Tag eine Süßigkeit essen zu lassen, aber dann nicht über mehrere Stunden. Als größter Kariesfaktor hat sich die Gabe von gesüßten Getränken in Schnullerflaschen über Nacht erwiesen. Die Kinder sind durchaus mit purem Wasser oder ungesüßtem Tee zufrieden, wenn sie nicht von Geburt an an zuckerhaltige Nahrung gewöhnt worden sind.

In diesem Zusammenhang sei nochmals darauf hingewiesen, dass viele Lebensmittel oft einen erheblichen Antel an versteckten Zuckern enthalten: Säfte und Limonaden, Ketchup und Soßen, Müesliriegel, Fertiggerichte uva.

Auch bei Kleinkindern wird zwei Mal im Jahr ein Zahnarztbesuch empfohlen. Die erste Früherkennungs-Untersuchung sollte nach dem Durchbruch der ersten Zähne erfolgen, also im 6. bis 9. Lebensmonat. Bei den ersten Sitzungen wird die Gewöhnung an die Praxisumgebung, ein kurzes In-den-Mund-schauen und eine Vorsorgeberatung ausreichen. Je nach Qualität der elterlichen Zahnvorsorge bei den Kindern reicht es auch manchmal, die Kinder erst im zweiten oder dritten Lebensjahr zum Zahnarzt zu bringen. Oft ist es gerade bei ängstlichen Kindern hilfreich, das Kind zunächst zu einem eigenen Routinetermin der Mutter oder des Vaters mitzunehmen. Dann kann sich das Kind allmählich an die fremde Atmosphäre in der Zahnarztpraxis gewöhnen und zuschauen, wie der Zahnarzt in Mamas oder Papas Mund guckt und vielleicht eine kleine Behandlung durchführt. 

Weitere Früherkennungs-Untersuchungen werden zwischen dem 10. bis 20. Lebensmonat und zwischen dem 21. und 29 Lebensmonat empfohlen. 

Sehr viele Kinder kommen heutzutage aufgrund regelmäßigen Zähneputzens, gesunder Ernährung und regelmäßiger professioneller Zahnprophylaxe kariesfrei durch das Milchzahnalter. Wenn aber doch einmal ein Loch entsteht, kann es bei regelmäßiger zahnärztlicher Kontrolle einfach, schmerzfrei und dauerhaft behandelt werden. Wenn Eltern mit einer Kariesstelle allerdings abwarten, bis die Kinder über Zahnschmerzen klagen, ist es meist wesentlich schwieriger und oft schmerzhaft, den kranken Zahn zu behandeln. Daher sollten Kinder spätestens ab dem dritten Lebensjahr zwei Mal im Jahr zum Zahnarzt geschickt werden. Gerne nehmen wir ihr Kind auch in unser Recall-Programm auf.